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Keep Cool! So wird Dein Pferd/Muli gelassener


Ich betreibe nun seit über 25 Jahren einen kleinen Pony Club für Kinder. Dieser ist aus unserer British Riding Pony Zucht hervorgegangen. Die meisten Ponys, die in all den Jahren die Reitschülerinnen begleitet haben, waren hochblütige englische Reitponys. Aber auch andere Ponyrassen waren und sind vertreten.


Was alle meine Ponys verbindet ist ihre Gelassenheit. Für mich ist das normal. Ich werde aber immer wieder darauf angesprochen, wie ich es mache, dass meine Ponys so cool sind und für (fast) jeden Spass zu haben sind.


Ja warum sind meine Ponys so gelassen? Eins vorne weg: Ich mache kein Gelassenheitstraining.


Ich habe mir für diesen Blog-Artikel einmal Gedanken darüber gemacht, warum Ponys oder Pferde (oder Mulis) auf Aussenreize gelassen reagieren oder eben nicht. An welchen Stellschrauben kannst Du drehen, wenn Dein Pferd eher unentspannt ist?



Ein zufriedenes Pferd/Muli ist ein gelassenes Pferd/Muli


Das klingt banal, ist es eigentlich auch aber zugleich ist es DER Hebel für mehr Gelassenheit.

Du kennst das von Dir vermutlich auch. Bist Du gestresst, fühlst Du Dich körperlich unwohl oder plagen Dich Sorgen sinkt Deine Toleranzschwelle rapide. Also meine tut es jedenfalls.... Ich habe Dir im letzten Blog-Artikel vom Worry Cup erzählt. Ist der Worry Cup kaum gefüllt braucht es mehr bis ein Pferd/Muli austickt.


Was ich an dieser Stelle aber unbedingt erwähnen will: Auch das gelassenste, entspannteste Pferd/Muli kann erschrecken. Es ist und bleibt ein Fluchttier. Deshalb sind auch bei einem «braven» Pferd/Muli die Verhaltensweisen, die rund um ein Pferd/Muli gelten, einzuhalten. Dies gilt auch für meine Reitschülerinnen. Denn gerade bei den «Braven» neigt man dazu nachlässig zu werden.


Nun aber zurück zum Thema.


Hat Dein Pferd/Muli eine tiefe Reizschwelle würde ich als aller erstes folgende 3 Punkte unter die Lupe nehmen:


Haltung:

Die Haltung beeinflusst grundlegend den Gemütszustand unseres Pferdes/Mulis. Denn das Pferd/Muli verbringt 24 Stunden 7 Tage die Woche in der Haltungsform die wir für ihn wählen. Abzüglich der Zeit die wir mit ihm verbringen natürlich.


Kann sich ein Pferd/Muli ausreichend bewegen hat es keine angestaute Energie, die es irgendwann und dann oft unkontrolliert loswerden muss.


Equiden sind sehr soziale Tiere. Spielen, Fellkraulen oder ganz einfach entspannt nebeneinander stehen sind schlicht Grundbedürfnisse. Sind die nicht befriedigt können wir keine innere Gelassenheit erwarten. Gleichzeitig können aber auch viele Wechsel oder Unruhe in der Gruppe gerade für rangniedere Pferde zu Dauerstress führen.


Kurz gesagt, das Bedürfnis nach einer stabilen Herde, genügend freier Bewegung und der Möglichkeit über längere Zeit Rauhfutter aufnehmen zu können müssen befriedigt sein.


Ausrüstung

Warst Du schon mal auf einer Wanderung mit unpassenden Schuhen? Mit schmerzenden Füssen will einfach keine Stimmung aufkommen, egal wie schön der Tag eigentlich wäre. Unseren Pferden/Mulis geht es genauso. Ist Dein Pferd/Muli immer etwas angespannt lohnt es sich Sattel und Zaum einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. .

Das ist auch ein Grund, weshalb bei mir nur die fortgeschrittenen Reiterinnen mit Trense reiten dürfen. Angefangen wird mit einem gut sitzenden Halfter. So können die jungen Reiterinnen Fehler machen, ohne dass es dem Pony Schmerzen bereitet. Und nein, meine Ponys werden nicht ausgebunden für den Reitunterricht.


Training

Damit meine ich nicht das Gelassenheitstraining für das ich irgendwie zu faul bin. Sondern unser Training ganz allgemein. Trainieren wir mit viel Druck oder lassen wir dem Pferd/Muli eine Wahlfreiheit? Darf es sich mitteilen, wenn es sich gerade unsicher oder überfordert fühlt? Mit dem Training können wir den Worry Cup sehr schnell füllen oder ihn aber immer wieder leeren.



Pferde/Mulis sind Gewohnheitstiere auch bei Aussenreizen.


Pferde sind Fluchttiere und daher schreckhaft. Das wissen sogar Pferde-Laien. Aus dieser Erkenntnis heraus haben viele die Tendenz die Pferde unter eine Glasglocke zu stellen. Ja nicht tun was sie erschrecken könnte.


Sinnbildlich sind für mich die Reithallen in denen es absolut ruhig ist und man böse angeschaut wird wenn man es wagt sich zu schneuzen.



Ich sehe das entspannter. Pferd/Mulis sollen sich an Reize gewöhnen, denn gerade im Gelände können wir nicht kontrollieren was kommt. Ist ein Pferd/Muli nie mit Reizen konfrontiert lernt es auch nicht damit umzugehen. Und Pferde/Mulis machen von sich aus ganz gerne ein bisschen Radau (zumindest meine Chaoten-Truppe)


Was heisst das nun konkret bei mir? Ich lasse meine Ponys und Hildegard schlicht am Hofleben teilhaben. Meine Ponys leben mit zwei grossen Ziegen, freilaufenden Hühnern, einer Katze und einem quirligen Spitz in einer Art Hof-WG. Nur schon dadurch läuft immer was. Und wir wohnen sehr nahe am Wald. Da brechen auch mal Rehe oder Hirsche aus dem Gestrüpp auf die Weide. Der Reitplatz bildet das Zentrum des Hofes nur schon weil es nur dort einigermassen eben ist. Die Ponys kriegen also alles mit. Es wird Heu geliefert, Kinder spielen, Eltern mit Regenschirmen stehen am Reitplatz oder der Sonnenschirm auf dem Sitzplatz macht sich durch einen Windstoss selbständig. Was halt so passiert. Bei allem was vorhersehbar ist, überlege ich mir immer kurz, ob ich dies dem Pony zumuten kann. Wenn ja lasse ich der Sache ihren Lauf. Wenn ich aus irgendeinem Grund das Gefühl habe, das Pony (oder das Kind auf seinem Rücken) ist überfordert, nehme ich das Pony aus der Situation heraus.


Vogel friss oder stirb ist meiner Meinung nach auch nicht die richtige Strategie. Aber wenn Du deine Tiere kennst und sie gelernt haben sich Dir mitzuteilen merkst Du sehr schnell was für sie okay ist und wann es zu viel wird. Und so vertrauen sie Dir, dass das was Du ihnen zumutest für sie machbar ist. So steigt ihr Selbstbewusstsein und damit auch ihre Toleranzschwelle. Es kommt zu einer Aufwärtsspirale.


Du siehst eigentlich ist es gar nicht so schwer sein Pferd/Muli gelassener werden zu lassen. Natürlich ist jedes Tier individuell. Es gibt Draufgänger und Hasenfüsse – Nicht alle sind zum Helden geboren. Aber jedes Tier kann ein bisschen gelassener werden.


Was übrigens auch nicht zu unterschätzen ist ist der Einfluss der anderen Pferde/Mulis. Denn Pferde/Mulis schauen sich viel von einander ab. Bleiben die anderen ruhig überträgt sich dies auf ein nervöses Tier. Und umgekehrt natürlich auch. Deshalb lohnt es sich ein noch unerfahrenes oder von Natur aus eher ängstliches Pferd/Mulis in einer ruhigen souveränen Gruppe zu trainieren.


Ich hoffe ich konnte Dir ein paar Impulse zu mehr Gelassenheit und Entspannung geben.


Ich wünsche Dir viel Spass und viele entspannte Stunden mit Deinem Pferd oder Maultier.



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