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Immer schön locker bleiben – beim Führen Deines Pferdes oder Maultieres

Aktualisiert: 21. Juli 2023


Einige meiner Reitschülerinnen haben Mütter die selber reiten oder sogar ein eigenes Pferd haben. Natürlich helfen sie auch mal ein Pony führen. Und da fällt mir immer wieder etwas auf: Der Strick wird kurz gehalten und meist mit einem gewissen Zug drauf. Und nicht selten wollen die Mütter dies auch so ihren Kindern vermitteln. Ich weise sie dann so diplomatisch wie möglich darauf hin dass sie meine Ponys bitte am losen Strick führen sollen. Die Ponys mögen es nicht so fest gehalten zu werden. Aber auch sonst, wenn ich Pferdemenschen beobachte, fällt mir auf, dass den dem Pferd oft sehr wenig Kopffreiheit gewährt wird.


Warum es sinnlos ist ein Pferd/Muli mit Druck dazu zu bewegen bei uns zu bleiben.


Warum ist das so? Warum haben so viele Pferdemenschen das Gefühl, dass sie ihr Pferd nur so kontrollieren können.

Mal eines vorneweg, die Vorstellung sein Pony, Pferd, Esel oder Muli dadurch kontrollieren zu können, dass wir sie festhalten ist schlicht zum Lachen. Diese Tiere wiegen von etwa 200 kg an aufwärts. Wenn wir glauben, sie physisch daran hindern zu können irgendwo hin zu gehen, wo wir nicht wollen dass sie hingehen ist nichts anderes als eine grobe Überschätzung unserer Kräfte. Die meisten Pferde (Mulis eher weniger) sind gutmütig genug, uns in diesem Glauben zu lassen.


Ein zweites Argument, dass ich oft höre ist das Schnappen. Wenn ich das höre, denke ich mir immer: Wäre ich ein Pferd/Muli, würde ich erst recht schnappen, wenn man mir den Kopf fixieren würde. Die Tiere werden bei permanentem Druck auf ihr Gesicht, sicher nicht gelassener und kooperativer. .


Warum vertrauen so viele Pferdemenschen ihren Pferden nicht beim Führen?


Was ich mich oft frage: Warum haben viele Pferdemenschen mit oft jahrelanger Erfahrung und guter reiterlicher Ausbildung so wenig Vertrauen in in ihr Pferd? Warum nehmen sie an, dass ihr Pferd wegrennt, wenn sie ihnen nur ein kleines bisschen Freiheit lassen? Ich kann nur spekulieren, aber ich denke, dass viele Pferdemenschen eigentlich sehr wenig wissen über die Sprache und das Verhalten der Pferde und die Kommunikation am Boden eher vernachlässigen.


Ziel muss es doch sein, dass das Pferd/Muli sich uns anschliesst und uns grundsätzlich gerne folgt.

In der Bodenarbeit oder Freiarbeit kann die Verbindung zum Pferd/Muli vertieft werden, dass es uns als als «Leittier» anerkennt.


So kannst Du Deinem Pferd/Muli ganz einfach beibringen, Dir am losen Strick zu folgen.


Aber auch wenn Du jetzt keine Lust auf Bodenarbeit oder Freiarbeit hast, kannst Du im täglichen Umgang dafür sorgen, dass Dein Pferd/Muli sich wohl fühlt, wenn es mit Dir zusammen irgendwo hin geht.


Das Wichtigste im Training oder Umgang mit Deinem Pferd/Muli ist immer : Mache ihm das was es tun soll einfacher und angenehmer als das was es nicht tun soll. Das heisst in Bezug auf das Führen. Wenn es neben Dir oder hinter Dir geht, je nach dem welche Führposition Du halt vorgibst, spürt es keinen Druck. Also der Strick hängt durch, Du lässt es in Ruhe.



Und was ist nun, wenn das Pferd/Muli nun doch irgendwo hin zieht? Nun muss das Weggehen unangenehmer sein als das Bleiben. Lass es in den Strick laufen, dass es den Druck spürt. Und zwar egal ob im Schritt oder im Trab oder bei einem Sprung zur Seite. Schaue dass du sicher stehst, so dass Du wie ein Anbinde-Pfosten wirkst. Der gibt auch nicht nach, wenn das Pferd/Muli dagegen zieht. Bei manchen Pferden/Mulis reicht das schon und sie geben dem Druck wieder nach. Hier ist es enorm wichtig, dass der Druck SOFORT nachlässt und der Strick durch hängt, sobald das Pferd/Muli wieder in Deine Richtung kommt, schaut oder nur schon denkt.

Reicht das nicht, lasse die Hinterhand von Dir weg weichen. Weicht die Hinterhand, kann das Pferd/Muli erstens nicht mehr so effektiv in den Strick hängen, denn dazu muss es sich mit beiden Hinterbeinen gegen den Druck stemmen. Und zweitens kommt der Kopf automatisch wieder zu Dir, wenn sich die Hinterhand von Dir weg bewegt. Sobald das Pferd/Muli wieder auf die Idee kommt sich Dir anzuschliessen, lässt Du den Strick locker und gehst entspannt weiter. So merkt Dein Pferd/Muli schnell, dass es für ihn am angenehmsten ist wenn es brav neben oder hinter Dir hergeht.




Oft passiert ja genau das Gegenteil. Vor allem bei Ponys die ins Gras wollen oder bei Mulis. Der Führer hält den Strick kurz mit permanentem Druck auf den Kopf. Nun beschliesst das Pony/Muli wegzugehen und gibt Gas. Vermehrter Druck ist nicht mehr möglich und würde auch nichts nützen, denn der Druck war ja schon die ganze Zeit da. Der Führer kann das Tier nicht mehr halten, es reisst sich los und voilà der Druck ist weg, es ist angenehmer und im besten Fall wartet noch Futterbelohnung in Form von Gras. Nein, diese Ponys und Mulis (meistens sind es ja sie) sind nicht stur oder frech. Sie machen nur das was für sie am angenehmsten ist. Es ist unser Fehler, wenn wir ihnen das was wir von ihnen wollen unangenehm machen.


Ein Pferd/Muli am lockeren Strick führen ist echt keine Kunst. Einmal abgesehen von den Tieren, bei denen sich das Losreissen bereits etabliert hat. Es braucht einfach einen Perspektiven-Wechsel.


Mit diesem Perspektiven-Wechsel lassen sich übrigens sehr viele Probleme recht einfach lösen.


Ich hoffe ich konnte Dich mit diesem Beitrag zum Nachdenken anregen.


Viel Spass mit Deinem Pferd oder Maultier.


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